Jakobsweg für Anfänger: Ist der Jakobsweg etwas für mich?

Nur Mut! Wenn du auf dieser Seite gelandet bist, hast du sicher schon einmal mit dem Gedanken gespielt, den Jakobsweg zu gehen und wahrscheinlich hast du dir auch die Frage gestellt, ob dieser oder das Pilgern allgemein für dich geeignet ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lautet die Antwort „ja“, denn Pilgern ist auch für Anfänger und Unerfahrene möglich. In diesem Beitrag beleuchten wir Zweifel, die viele Einsteiger plagen und geben dir Tipps, wie du diese überwinden kannst. Zusätzlich bieten wir dir ein kostenloses Jakobsweg E-Book inklusive Vorbereitungskurs per E-Mail an, um dich bestens für den Jakobsweg vorzubereiten - Klicke hier für nähere Infos!

Eins sei vorweggenommen, zu pilgern ist nicht nur Honiglecken, sondern wird dich auch vor die ein oder andere Herausforderung stellen und dich an deine Grenzen bringen. Wenn du aber bereit bist, dich auf ein Abenteuer dieser Art einzulassen, flexibel auf deine Körpersignale reagierst und Risiken bedacht abwägst, dann wirst bestimmt auch du den Zauber des Weges spüren und erleben dürfen – sei es religiöser, spiritueller, besinnlicher, sportlicher, landschaftlicher oder sozialer Natur.

Es heißt, das Wichtigste, was du auf den Jakobsweg – neben der optimalen Ausrüstung – mitnehmen kannst, ist die Willensstärke, denn diese hilft Berge zu versetzen. Unzählige beeindruckende Beispiele zeigen das. Seien es beeinträchtigte Pilger, die mit der Hilfe ihrer Mitmenschen den Jakobsweg auch mit Handicap beschritten haben, Pilger im besonders hohen Alter oder jene, die Pilgern selbst ohne Geld meistern konnten.

Natürlich sind diese angeführten Beispiele Extrembeispiele. Doch wie du bestimmt schon erkannt hast, zeigen sie, dass es so gut wie für jedes „Aber“ eine Lösung gibt, wenn man wirklich losziehen will. Beleuchten wir also einzelne Situationen im Detail, die auf den ersten Blick vielleicht wie eine unüberwindbare Barriere wirken, in Wirklichkeit aber oft größer aussehen, als sie sind.

Jakobsweg für Anfänger - den Jakobsweg untrainiert gehen

Jakobsweg für Anfänger © Joachim Lentz

790 Kilometer gesamt bzw. 20-30 Kilometer täglich klingen erst einmal sehr, sehr weit. Doch davon sollte man sich nicht sofort abschrecken lassen und den Gedanken den Jakobsweg zu wandern nicht ganz aufgeben. Vor allem wenn du Zeit hast, kannst du die Etappen in kleinere Abschnitte herunterbrechen, in deinem eigenen Tempo starten und Erholungstage einlegen. Sobald du ein Gefühl dafür hast, wie viel du deinem Körper zumuten kannst und etwas eingegangen bist, lassen sich die Distanzen dann entsprechend steigern und du wirst Freude daran haben, wenn du die ersten Erfolge feiern darfst. Der Ehrgeiz kommt mit der Zeit automatisch.

Distanzen-Empfehlung für die ersten Tage:

  • Tag 1: max. 12 km
  • Tag 2: max. 15 km
  • Tag 3: max. 18 – 20 km
  • Tag 4: Jetzt bist du warmgelaufen. Entscheide selbst, ob du heute noch mehr Kilometer zurücklegen willst.

Steht dir nicht genügend Zeit zur Verfügung, um den ganzen Camino Francés in deinem eigenen Tempo zu gehen oder willst du dich erstmal erproben, so kannst du auch, wie viele andere Pilger, weniger Etappen in Angriff nehmen und beim ersten Mal beispielsweise nur die letzten 100 oder 250 km des Jakobsweges gehen.

Alternativ bietet sich an, eine der vielen anderen und etwas weniger anspruchsvollen Routen zu erkunden. Als leicht wird zum Beispiel der Camino Ingles mit 120 km Gesamtlänge eingestuft, daher empfehlen wir diesen Jakobsweg für Ungeübte als Alternative. Hier findest du eine Übersicht der gängigsten Routen. Sie alle führen nach Santiago de Compostela.

Solang du also einigermaßen körperlich in Form bist – damit meinen wir deine Gesamtverfassung und nicht einen durchtrainierten Körper oder Füße, die schon viele lange Wege beschritten haben – sollte es auch für dich möglich sein, den für dich geeigneten Weg im individuellen Rhythmus zu finden.

Achtest du noch auf das richtige Schuhwerk, werden deine Gelenke optimal geschont und deine Füße auch bei etwas mehr Belastung nicht so schnell müde.

Tipp: Du weißt nicht, ob dir das Pilgern überhaupt gefällt und du die weite Reise nach Spanien antreten möchtest? Auch in Deutschland und Österreich gibt es Jakobswege. Erkundige dich doch, welcher in deiner Nähe liegt und erprobe das Pilgern dort an einem Wochenende – am besten auch mit einer Übernachtung, um dich so nah wie möglich an die Realität am klassischen Jakobsweg heranzutasten.

Für Jakobsweg nur eine Woche Zeit – auch das ist möglich!

Wenn du aus beruflichen oder privaten Gründen zeitlich eingeschränkt bist, nimm dir doch erstmal einen Abschnitt vor.

Auch hier gelten wieder dieselben Tipps wie für ungeübte Pilger: nur die letzten Etappen gehen oder eine der kürzeren bzw. heimischen Routen beschreiten.

Manche Pilger bewältigen auch jedes Jahr einen weiteren Abschnitt des Camino Francés, bis sie ihn schlussendlich ganz gegangen sind – aufgeteilt auf mehrere Reisen.

Jakobsweg mit Kindern: Ist Pilgern mit Kindern bzw. Familie möglich?

Grundsätzlich lautet auch hier die Antwort: Ja, wieso eigentlich nicht? Viele vorangegangene Beispiele beweisen das.

Kleinere Kinder können in der Kindertrage mitgenommen werden, wenn sie zu müde zum Laufen sind und ältere Kinder können am Jakobsweg schon selbst wandern.

Auch hier empfehlen wir, euch erst einmal auf einem heimischen Jakobsweg zu erproben. Beginnt gemütlich mit kurzen Etappen und steigert euch mit der Zeit. Nur so findet ihr heraus, ob die Schützlinge Gefallen daran finden und welche Strecke gemeinsam realistisch ist.

Vergiss bei Kindern jedoch nie, das Tempo und die Distanzen an deren Bedürfnisse anzupassen, sie genügend zum Trinken zu animieren und für ausreichend Sonnenschutz zu sorgen – denn die Grenzen Erwachsener sind nicht ihre.

Jakobsweg mit Kind © Joachim Lentz

Jakobsweg für Rentner: Gibt es ein Alter, ab dem vom Pilgern abgeraten wird?

Soweit es deine Gesundheit zulässt und dein Körper noch in einer guten Verfassung zum Gehen ist, solltest du dir nicht einreden, dass du dafür schon zu alt bist. Vielleicht schöpfst du ja sogar neue Kraft aus dem Pilgern. Man munkelt, das sei dem einen oder anderen am Jakobsweg schon passiert. ;)

Bei müderen Füßen kann der Jakobsweg auch mit dem Fahrrad oder zu Pferd beschritten werden.

Zweifelst du noch, dann lass doch vorab einen Gesundheits- und Fitnesscheck durchführen. So bist du auf alle Fälle auf der sicheren Seite.

Natürlich gilt auch hier wieder: Du kannst nur eine Teilstrecke gehen, dein eigenes Tempo bestimmen und dir Zeit lassen oder dich erst einmal auf einem heimischen Jakobsweg erproben.

Sind am Jakobsweg auch junge Leute oder muss ich erst älter werden?

Es heißt, vor Gott sind alle gleich und dieses Motto gilt auch am Jakobsweg. Aus diesem Grund ist es egal in welchem Alter oder mit welchen Vorgeschichten du aufbrichst (vorausgesetzt, du bist volljährig) und woher du kommst. Falls du noch jünger als der Durchschnitt (30 – 60 Jahre) bist, sieh es doch als Chance, von den Lebensgeschichten und Weisheiten der älteren Pilger zu lernen. Da ihr denselben Weg beschreitet, werdet ihr sicher die ein oder anderen Gemeinsamkeiten bei den abendlichen Gesprächen finden – entsprechend dem Motto: „Tu was du liebst und du wirst dich umgeben von Leuten wiederfinden, die ebenso lieben was du gerne tust.“

Jakobsweg für junge Leute © Joachim Lentz

Falls du noch nicht ganz überzeugt bist, der Gedanke dich jedoch nicht loslässt, dann wirf doch einen Blick auf den Camino Portugues, dieser ist vor allem bei jungen Pilgern beliebt.

Orientierung am Jakobsweg © Joachim Lentz

Mangelnder Orientierungssinn – kann ich mich am Jakobsweg verlaufen?

Die Antwort ist klar: Nein! Dank der vielen gelben Pfeile und Jakobsmuscheln, welche dir alle paar Meter den Weg weisen, werden Straßenkarten und GPS quasi überflüssig. In den Ortschaften am Weg helfen dir auch gerne die Einheimischen weiter.

 

Mit großer Wahrscheinlichkeit hast du (hoffentlich) erkannt, dass der Jakobsweg auch für dich geeignet ist. Nur Mut, zieh los und vertraue wie schon so viele darauf, dass der Camino den Rest für dich erledigen wird. Denn selbst wer langsam einen Schritt vor den anderen setzt, kommt irgendwann ans Ziel - in diesem Fall nach Santiago de Compostela.

Buen camino!

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